Dienstag, Oktober 8, 2024

Christa Beau | Autorin aus Halle / Saale

"Das Leben eines Menschen ist das, was seine Gedanken daraus machen." – Marc Aurel –

Meine Bücher

Die zwei Leben einer Prinzessin

Erscheinungsjahr: 2021
Seitenzahl: 144
ISBN: 978-3-7541-4197-7
Verlag: epubli GmbH, Berlin

Das Buch entführt in die Welt von Königen, Prinzessinnen, Hexen, Zauberinnen. Das Gute und das Böse stehen sich gegenüber. Liebe und Intrigen gehören zu den Protagonisten. Natürlich siegt immer das märchenhaft Gute.

Ein Prinz wird entführt und findet durch unsichtbare Störche zurück zu seiner Familie, aus den Augen von Katzen kullern Edelsteine, die alle Kammern des Schlosses füllen und den Untergang bedeuten. Saalenixen und Feen vollbringen Wunder, besitzen besondere Fähigkeiten, nutzen diese, um den Menschen und Tieren Glück zu bringen. Der Fisch Dodel rettet seiner Königsfamilie das Leben und wird ihr Professor. Am Ufer der Elster singt ein Schwan, verwandelt sich in eine Nixe und tanzt mit verliebten Männern einen leidenschaftlichen Tanz. Über all das und noch viel mehr können sie im Märchenbuch lesen.

Leseprobe

Vor langer Zeit lebte einmal ein Ehepaar auf einer Lichtung inmitten eines dichten Waldes. Tannen und Kiefern ragten weit in den Himmel. Im Herbst röhrten die Hirsche, nachts heulten die Wölfe, Eichhörnchen sprangen von Baum zu Baum. Manchmal hüpfte eins bis auf das Fensterbrett der Waldhütte. Immer lagen da ein paar Nüsse. Der Mann ging täglich auf die Jagd und brachte genügend Wild mit nach Hause. Seine Frau arbeitete im Garten, baute Getreide, Gemüse und Obst an. Sie hatten ein paar Hühner, eine Kuh und eine Ziege. Nie mussten sie hungern. Ab und zu ging der Mann in die ferne Stadt. Tagelang war er unterwegs. Dort tauschte er Felle und das gesalzene Fleisch der Tiere, die er erlegt hatte, gegen Kleider, Stoffe, Töpfe und andere Dinge, die sie brauchten.

Sie lebten trotz der Einsamkeit, denn kein Mensch verirrte sich hierher, sehr glücklich. Doch einen Wunsch trugen beide tief im Herzen, sie wünschten sich ein Töchterchen. Beide glaubten, dieses Glück nicht mehr erleben zu dürfen. Doch dann geschah ein Wunder. Die Frau gebar ein Mädchen. Es bekam den Namen Josefine.

Das Mädchen wuchs heran. Es eignete sich schnell alles an, was Vater und Mutter ihm beibrachten. Es lernte, das Haus in Ordnung zu halten, die Tiere zu versorgen, den Garten zu pflegen, zu jagen, zu nähen, sogar das Stricken brachte ihr die Mutter bei. Je größer das Mädchen wurde, desto hübscher wurde es.

Josefine war das Wertvollste, was das Ehepaar besaß. Sie war ihre Prinzessin.

Später nahm sie der Vater hin und wieder mit in die Stadt. Sie war immer freundlich und hatte für jeden ein nettes Wort. Alle auf dem Markt liebten sie.

Josefine reifte zur jungen Frau heran. Sie war die Schönste, die man je gesehen hatte. Bald bemerkte der Vater, dass viele Männeraugen ihr folgten.

Einmal, als sie vom Markt nach Hause gingen, hörten sie öfter ein lautes Knacken, als würden derbe Füße auf Holz treten. Dem Vater war unheimlich. Fest umklammerte seine Hand das Gewehr.

Zuhause erzählte er davon seiner Frau und bat sie, sehr achtsam zu sein. Josefine jedoch schien unbekümmert.

Am nächsten Tag ging der Mann wie immer zur Jagd, sagte, dass er diesmal im Wald übernachten wolle und erst nach drei Tagen zurückkehren würde. Es kam öfter vor, dass er über Nacht im Wald schlief. Seine Frau wünschte ihm Glück.

An diesem Tag hatte die Mutter im Garten zu arbeiten. Josefine putzte das Haus, sang und als ein Eichhörnchen auf dem Fensterbrett saß, streichelte sie das zahme Tier.

Sie war dabei, den Brei im Topf umzurühren, als es an der Tür klopfte. Das erste Mal seit fünfzehn Jahren. Überrascht, jedoch ohne Argwohn, öffnete sie. Ein junger Bursche sah ihr in die Augen, begann zu stammeln und bat um Einlass. Er erzählte, dass Josefine ihn mit ihren Augen verzaubert habe, er ihr und dem Vater vom Markt der Stadt bis hierher gefolgt sei, sich versteckt habe und nun, da er bemerkte, dass keiner außer ihr im Haus sei, an die Tür geklopft habe.

Josefine freute sich über den Besuch des Jünglings. Sie bot ihm etwas vom Brei an, rief die Mutter und alle drei speisten gemeinsam. Der Mutter gefiel der junge Mann, und sie bat ihn beim Abschied, wieder einmal vorbeizukommen.

Als das Mädchen am Abend beim Stricken sang, klangen die Lieder fröhlicher, lieblicher und weicher.

Wochen später, der Vater war wieder jagen, kam der Jüngling zurück. Jedoch nicht allein. Er brachte drei junge Burschen mit. Sie alle waren von Josefines Schönheit verzaubert. Jeder von ihnen hätte sie gern zur Frau gehabt. Josefine freute sich über die Abwechslung nach den einsamen Tagen mit Mutter und Vater. Ihr Herz jedoch schlug am heftigsten für den Burschen, der das erste Mal an ihre Tür geklopft hatte.

Der Vater blickte finster, als ihm Frau und Tochter von den Besuchern erzählten. Doch er wusste genau, einmal würde er seine Josefine an einen Mann abgeben müssen. Er wollte, dass sie einen reichen Ehemann fände, mit ihm glücklich leben würde, ohne die viele Arbeit in der Waldhütte.

Nun kamen regelmäßig junge Männer aus der Stadt zu der schönen Josefine. Sie plauderten, sangen, machten Späße und manchmal halfen sie der Mutter bei der Gartenarbeit. In der Stadt, aus der die Burschen kamen, sprach man laut und offen über das schöne junge Mädchen, das tief im Wald wohnte.

Auch dem König kamen diese Worte zu Ohren. Er regierte schon viele Jahre mit seiner Königin das Land. Gerecht, so glaubten beide. Ihnen gehörten Städte, Dörfer, Seen, Felder und Wälder. In ihren Kellern lagerten Gold und Schmuck in vielen Kisten.

Sie hatten einen Sohn im heiratsfähigen Alter. Bisher konnte er sich für keine Frau entscheiden. Die Reichsten und Schönsten des Landes wollten seine Prinzessin sein. Doch er wies alle ab.

Eines Tages, als Josefine und ihr Vater wieder einmal auf dem Markt ihre Ware anboten, hielt die Kutsche des Königs vor dem Stand der beiden. Er, die Königin und der junge Prinz stiegen aus. Als der Prinz das wunderschöne junge Mädchen sah, war es ihm sympathisch und als sie in seine Augen schaute, begann sein Herz vor Liebe zu rasen. Er wusste sofort, das war die Frau, die er schon immer gesucht hatte, die er begehrte.

Sie lächelte ihn freundlich an, so wie sie es gewohnt war. Der Prinz erzählte von dem Königreich, das er einmal erben würde und dass er eine Prinzessin suche, der er alles schenken könne, die immer an seiner Seite sein solle und die er ein Leben lang verwöhnen würde.

Mittlerweile hatten der König, die Königin und der Prinz wieder in der Kutsche Platz genommen. Der Vater war hocherfreut, als das Königspaar um die Hand der Tochter anhielt und sagte sofort zu. Das hatte er sich immer für sein Kind gewünscht: eine richtige Prinzessin zu werden, ein Leben an der Seite eines Prinzen, in Reichtum, ein Leben, ohne Mühe und Plage. Er beschrieb den Weg in die Waldhütte und versprach, dass seine Tochter in sieben Tagen den Prinzen erwarten würde.

Die sieben Tage vergingen. Josefine dachte noch immer an den jungen Burschen, der einst an ihre Tür geklopft hatte. Doch sie wollte dem Vater, den sie sehr liebte, nicht weh tun. So versprach sie, die Gemahlin des Prinzen zu werden.

Dann war es so weit. Vor der Waldhütte standen stolze Reiter, eine Kutsche aus purem Gold, dekoriert mit Brokatstoffen und einem Kutscher in roter Livree mit goldenen und silbernen Schnüren und Quästchen. Der Prinz stieg aus, kniete vor Josefine nieder und bat sie, seine Frau zu werden. Er steckte ihr einen Brillantring an den Finger, wie sie ihn nie gesehen hatte, half ihr beim Einsteigen und küsste immer wieder ihre Hand. Seine Liebe schien grenzenlos.

Vater und Mutter weinten, nun, wo sie ihre Tochter lange nicht sehen würden. Sie wollten nicht im Schloss wohnen. Hier in der Waldhütte würden sie die letzten Tage ihres Lebens verbringen. Der Prinz schenkte ihnen einen Beutel Gold. Damit würde vieles leichter für sie werden.

Wie staunte Josefine, als sie im Schloss ankam. Überall funkelten Diamanten, blitzte Gold, raschelte Seide. Ihr Prinz führte sie in ein Zimmer, das nur für sie hergerichtet worden war. Es duftete nach exotischen Blumen. An den Wänden hingen kristallklare Spiegel, kunstvoll gestaltete Vorhänge schmückten die Fenster. Sogar ein Stuhl, der aussah wie ein Thron, gehörte ihr. Zwei Dienerinnen verbeugten sich vor Josefine. Eine Dritte brachte ein Kleid, wie sie es nie besessen, ja nicht einmal gesehen hatte. Das alles gehöre jetzt ihr, sagte der Prinz.

Nach ein paar Wochen besaß sie viele schöne Kleider. Nie musste sie sich allein anziehen. Dienerinnen zogen Josefine an und aus, kämmten ihr Haar, waren beim Baden anwesend, wuschen, cremten und parfümierten ihren Körper. Sie begleiteten sie überall hin, hoben ihr Spitzentaschentuch auf, wenn es zu Boden fiel, öffneten ihr die Türen und folgten, wenn sie im Park spazieren ging. Sie hielten ihr den Schirm, damit ihre Haut schön weiß bliebe.

Jede Mahlzeit war ein Festmahl. Es gab Fleisch, Fisch und Gemüse, Gerichte, die sie nie gegessen hatte. Leckere Torten, Kuchen und Süßspeisen standen täglich auf dem Tisch. Immer saß der Prinz neben ihr. Wenn er das Land regierte, saß sie an seiner Seite, schaute still und hörte zu.

Sechs Monate sollte Josefine im Schloss zubringen. Dann würde die große Hochzeitsfeier stattfinden. Der König und die Königin bereiteten alles vor. Sie ließen das schönste Brautkleid schneidern, das je ein Mensch gesehen hatte. Die besten Köche und Bäcker kamen, um Torten und Kuchen zu backen. Erfahrene Gärtner schickten aus dem Land die schönsten Rosen für den Brautstrauß. Viele Einladungen wurden verschickt zu den angesehensten Familien in verschiedenen Ländern. Reiter brachten Briefe in ferne Königreiche.

Alles war anders als in der Holzhütte im Wald. Die zukünftige Gemahlin des Prinzen freute sich über diese schönen, unbekannten Dinge. Doch bald hatte sie alles Neue entdeckt. Ihr Leben war das, was sie aus dem Märchen vom Schlaraffenland kannte. Sie brauchte nichts mehr zu tun und fing an, sich zu langweilen.

Sie wollte wieder allein baden, sich allein ankleiden und frisieren. Sie wollte sich selbst die Kleider aussuchen, wollte Kuchen und Torten backen und endlich wieder eine Suppe essen, wie die Mutter sie zu kochen gelehrt hatte.

Doch das alles durfte eine Prinzessin nicht nach den Regeln, die am Hof herrschten. Immer wenn sie in die Küche lief, um dem Koch zu helfen, wenn Josefine dem Gärtner beim Schneiden der Rosen zur Hand gehen wollte, wurde sie darauf hingewiesen, dass sich das für eine Prinzessin nicht schicke.

Bei den Mahlzeiten saß sie dem Königspaar oft stumm gegenüber. Wer sprechen durfte, bestimmte der König. Alle, auch ihr zukünftiger Gemahl, sahen sie sehr freundlich an. Es bereitete ihnen Vergnügen, Josefines hübsches Gesicht zu betrachten.

Josefine jedoch wurde traurig. Jeden Tag ein bisschen mehr. Sie sehnte sich nach den Eltern, träumte am Tag von der Holzhütte, die sie in Ordnung hielt, von ihrem Garten, in dem sie die Blumen goss, Gurken, Tomaten, Rapunzeln züchtete. Sie dachte an die Ziege und die Kuh, die sie regelmäßig gemolken hatte. Sie sehnte sich nach dem Wald, wo sie Wildschweine und Bären mit dem Vater erlegen durfte, nach dem Markt und den vielen netten Leuten, die sich mit ihr unterhielten und mit ihr lachten. Auch an den jungen Burschen, der einst an die Tür der Hütte klopfte, musste sie öfter denken.

Nachts sah sie sich auf dem Moos des Waldes, roch den Duft der Tannen und Kiefern, sammelte Pilze und Beeren, streichelte die zahmen Tiere.

Sie verlor den Appetit auf die leckeren Speisen und konnte nicht mehr essen.

Wenn sie mit dem Königspaar und dem Prinzen am Frühstückstisch saß, weinte sie leise und rührte nichts von den Speisen an. Alle sorgten sich um sie.

Der König holte die besten Ärzte des Landes, um ihre Traurigkeit zu behandeln. Doch keine Medizin, die verabreicht wurde, half. Josefine wurde von Tag zu Tag trauriger und magerer.

Reiter des Königs galoppierten mit ihren Pferden in den Wald, um Vater und Mutter zu holen. Die Freude der jungen Prinzessin war groß, endlich wieder die Eltern umarmen zu können. Für kurze Zeit erholte sie sich. Der Vater sprach von dem großen Glück, das ihr widerfahren sei. Seine Tochter sei nun eine richtige Prinzessin, habe einen schönen und stolzen Gemahl an ihrer Seite und zu wissen, dass der Reichtum ringsum bald auch ihr gehöre, mache ihn zu einem stolzen Vater. Josefine sah die Freude in seinen Augen und versprach, wieder zu essen. Beruhigt fuhren die Eltern zurück in den Wald, denn sie mussten ihr Vieh versorgen.

Josefine konnte ihr Versprechen nicht halten. Die besten, teuersten und exotischsten Speisen, vermischt mit heilsamen Kräutern, wurden serviert. Sobald sie einen Bissen zu sich nahm, erbrach sie. Keiner der königlichen Ärzte kannte eine Medizin, die half.

Zu dieser Zeit wanderte ein weiser Mann durch das Land. Er klopfte an die Tore des Königreiches und bat um Einlass.

Als der König erfuhr, dass er einem berühmten, klugen Mann Unterkunft gegeben hatte, bat er ihn zu sich. Er erzählte von Josefine, von ihrer Traurigkeit und der Magersucht, die sie befallen hatte und die kein Arzt heilen konnte. Der Weise wollte helfen. Er werde eine Woche lang die Prinzessin begleiten. Danach werde er wissen, wie sie geheilt werden könne.

Josefine verlor in den nächsten Tagen noch mehr an Gewicht, konnte nur selten das Bett verlassen, so schwach war sie. Immer wieder hörten die Dienerinnen das Wort Vater, Mutter, Holzhütte und Eichhörnchen. Später sprach sie von Waldgeistern, Kobolden und vom Fegefeuer. Der Prinz glaubte, seine Prinzessin läge auf dem Sterbebett. Die Hochzeit, die in ein paar Tagen stattfinden sollte, wurde abgesagt.

Nach einer Woche bestellte der König den Weisen wieder zu sich und hörte seinen Rat.

Sie werde hier im Schloss sterben, wo sie die Regeln einhalten müsse, die für eine Prinzessin gelten. Der Prinz werde niemals wieder froh und nach ihrem Tod nie mehr glücklich sein.

Der König runzelte die Stirn. Er wollte wissen, was er zu tun habe. Bringt sie zu ihren Eltern zurück, in die Hütte im Wald. Nur dort kann sie sich erholen und leben. So lautete die Antwort. Die Falten auf der Stirn des Königs wurden tiefer.

Am folgenden Tag kam ein Künstler und malte ein großes Porträt von Josefine. Es zeigte sie mit den Augen, die verzaubern konnten und dem Lächeln der schönsten Prinzessin dieses Landes. Das Bild wurde in der Eingangshalle zum Schloss aufgehängt und sollte für immer an sie und die Liebe des Prinzen erinnern.

Die Dienerinnen betteten Josefine auf eine Trage, die in der königlichen Kutsche zur Waldhütte gefahren wurde. Der Prinz begleitete sie. Sobald er außer Sichtweite des Gefolges war, füllten sich seine Augen mit Tränen. Auf dem langen Weg in den Wald verabschiedete sich sein Herz von Josefine. Wertvolle Edelsteine und goldene Spangen schmückten noch immer ihre Arme und Finger. Sie sollten an ein Leben erinnern, für das Josefine nicht bereit war. Außerdem legte der Prinz drei volle Beutel Gold auf den Tisch der Waldhütte und zog zurück in das Königreich.

Später, erzählte man, hätte er doch noch eine Prinzessin gefunden, mit der er glücklich geworden sei.

Josefine erholte sich bald und heiratete den jungen Burschen, der nie aus ihren Gedanken verschwunden war. Sie lebte mit ihm, zwei Kindern und ihren alten Eltern glücklich mitten im Wald, unter hohen Tannen und Kiefern.

Und natürlich sind sie irgendwann gestorben. Man sagt, es gäbe noch heute Nachfahren von ihnen geben.

Miss Yellow, Napoleon und andere Tiere

Erscheinungsjahr: 2020
Seitenzahl: 136
ISBN: 978-3-750292-06-2
Verlag: epubli GmbH, Berlin

Es sind die Tiere, die unser Dasein erst perfekt machen.

Über Jahrtausende wurden sie als niedere Lebensform angesehen und entsprechend behandelt. Ob Hund, Katze, Pferd oder Fisch. Sie alle sind Bewohner unserer Erde. Sie verdienen Respekt und artgerechte Haltung. Tiere kennen, wie auch wir Menschen, Angst, Freude und Übermut.

Für mich sind sie Mitgeschöpfe dieser Welt und verdienen Sympathie und Mitgefühl.

Alle Protagonisten dieses Buches haben in meinem Leben einmal eine Rolle gespielt. Oder sie sind noch heute ein wichtiger Bestandteil. Manche waren es für eine kurze, andere über eine längere Zeit.

Da gibt es die junge Katze mit dem Namen Napoleon, die nur ein halbes Jahr alt wurde, den Kater Felix, der beim Straßenkampf ein Auge verlor und die Katzen Mascha und Miss Yellow, die beide ein gemütliches Zuhause bekommen haben. Wie Pferde für Aufregung sorgen können, die Eidechse Edgar vor dem Tod bewahrt wurde und was der kleine Hund Momo in Berlin erlebt hat, das alles erfahren Sie in den Kurzgeschichten. Sie können über einen Igel, einen Fuchs, Gänse, Hühner, Enten und Fische lesen. Manchmal sind die Texte sehr ernst, manchmal dürfen Sie gern schmunzeln.

Leseprobe

Mein Name ist Momo. Ich bin eine kleine Hundedame. Vier Jahre alt. Wenn man es auf das Menschenalter überträgt, wären das 28 Menschenjahre. Beim Tierarzt hängt ein Plakat an der Wand, das zeigt, wie man es errechnen muss. Ich bin nicht oft krank. Impfung muss sein, damit ich gesund bleibe. Doch einmal war ich beim Arzt, da hatte ich gar kein Problem. Meine Besitzer waren verreist, haben mich für ein paar Tage bei Freunden untergebracht. Das hat mir nicht gefallen. Ich liebe meine beiden und vermisste sie so sehr. Da bin ich einfach gehumpelt, zog die linke Vorderpfote an und habe nicht gefressen, nicht getrunken. Nicht einmal die Leckerli nahm ich. Das war schwer. Ich habe ein bisschen die Augen verdreht. Nach zwei Tagen kamen meine Besitzer aufgeregt und brachten mich zum Tierarzt. Der konnte natürlich nichts feststellen. Zuhause habe ich erst einmal tüchtig gefressen. Und humpeln – nein.

Ich bin übrigens ein Mischling. Meine Mama war ein reinrassiges Chihuahuaweibchen und mein Papa ein kleiner Parson Russel Terrier.

Meine Besitzer unterhalten sich gern mit mir. Von ihnen weiß ich, dass der kleinste Hund der Welt solch ein Chihuahua ist. Er wohnt in den USA, heißt Boo Boo und man kann über ihn sogar im Guinessbuch der Rekorde lesen.

Der Ursprung meiner Rasse liegt neben China, Ägypten und Malta auch in Mexiko. Dort wurden solche Hunde der Legende nach vergöttert wegen der großen leuchtenden Augen, die auch ich habe. Chihuahuas wurden sogar beim Tod der Tolteken und Azteken, die solche Hunde liebten, mit ins Grab gelegt. Sie sollen den Weg durch die Unterwelt ins Paradies gezeigt haben, falls der Besitzer ihn zu Lebzeiten gut behandelt hat.

So ein kleiner Hund benötigt wenig Platz. Ich passe überall problemlos hin. Ins Haus, ins Auto, ins Hotel, in Restaurants und in den öffentlichen Verkehrsmitteln falle ich kaum auf. Mein Frauchen nimmt mich dann auf den Arm, was mir sehr gefällt. Ich war auch schon auf vielen Reisen mit ihnen unterwegs. Zuhause bin ich in einem kleinen Haus in Bayern. Ich bin gut erzogen worden. Das sagen Fremde, wenn ich mit ihnen zu tun habe. Aber ich bewege mich gern, kann flitzen, was mir manchmal nicht zugetraut wird. Gern trage ich beim Spazierengehen ein kleines Stöckchen im Maul. Wenn mein Herrchen es dann fortwirft, flitze ich und bringe es zurück.

Heute sind wir mit dem Auto von Halle nach Berlin gefahren. In meiner Box fühle ich mich wohl. Mir wird nicht übel während der Fahrt und ich belle nicht. Ich bin gern in Halle. Da wohnen die Verwandten und Freunde von meinem Herrchen. Ich kenne den Zoo, viele schöne Wege entlang der Saale, die Würfelwiese und die Rabeninsel. Wir waren auch schon in der Moritzburg und in der Residenz am Dom.

Berlin ist auch eine tolle Stadt. Das habe ich heute erfahren, als meine Besitzer mit mir in der gelben Linie, die sich auch Hop-on/Hop-off nennt, eine Stadtrundfahrt gemacht haben.

Am Kurfürstendamm sind wir in den Bus gestiegen. Oh, diese Straße ist breit und ganz viele berühmte Menschen haben dort ein Geschäft eröffnet, zum Beispiel Gucci und Hugo Boss. Alles sehr teuer, sagt mein Herrchen. Markenklamotten. Ab und zu ist ein Stück Wiese angelegt worden. Gut für mich. Da konnte ich mein kleines Geschäft erledigen.

Im Bus saßen wir oben und ganz vorn. Wir hatten eine herrliche Aussicht auf die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten. Ich saß auf dem Schoß von Frauchen.

Der Weg führte vorbei am KaDeWe, einem bekannten Kaufhaus, an der Bildungseinrichtung Urania. Auf einem großen Plakat davor wurde für einen Vortrag geworben: Wer bin ich? Wer will ich sein? Ich bin und bleibe die kleine Momo.

An ganz vielen Botschaften vorbei führte der Weg. Vorbei an der Philharmonie, der Staatsbibliothek bis hin zum Potsdamer Platz, von wo aus nach dem zweiten Weltkrieg die Teilung Deutschlands vorgenommen wurde. Am Check Point Charlie hielt der Bus bereits zum sechsten Mal. Immer stiegen an den Haltestellen Menschen aus und ein. Viele fremde Sprachen wurden gesprochen. Im Bus konnte man sich die Informationen über die Stadt sogar in 22 Sprachen anhören.

Als wir am Hugenottenmuseum vorbeifuhren, war mein Herrchen ganz aufmerksam und sagte, dass Hugenotten einmal seine Vorfahren waren und im 17. Jahrhundert von Frankreich nach Deutschland flohen. Er hat einen französischen Nachnamen.

Am Alexanderplatz sind wir endlich ausgestiegen. Oh, da liefen viele Menschen hin und her. 10.000 sollen es pro Stunde sein. Ich habe mich gewundert, weil ich keinen einzigen Artgenossen sah. Wirklich, keiner hatte einen Hund an der Leine.

Vor der Weltuhr und dem Fernsehturm machten viele Leute Fotos. Wir wären gern bis ganz oben auf den Fernsehturm gefahren. Da hätten wir einige Stunden zubringen müssen, um erst einmal ein Ticket zu bekommen. Mit einem gelben Bus fuhren wir weiter durch die Hauptstadt. Alle zehn Minuten fährt einer.

Vom Bus aus haben Frauchen und Herrchen noch Fotos geschossen. Vom Brandenburger Tor, der Siegessäule, Schloss Charlottenburg.

Angekommen sind wir dann wieder auf dem Kurfürstendamm, dem Schaufenster des Westens. Das war nötig für mich. Habe mein Bein erst einmal Pipi gemacht. Früher war hier viel mehr Grün. Es war der Weg, den die Fürsten mit ihren Pferden und Kutschen nahmen von Charlottenburg bis zum Grunewald.

In einem Kaffeehaus haben sich meine Leute von Innen aufgewärmt. Mir war nicht kalt, denn ich hatte ein warmes Kleid auf meinem Körper. Aber hier roch es gut.

Als wir zurück nach Halle fuhren, habe ich ein Schläfchen gemacht. Ich habe mich viel bewegt. Auch wenn ich hin und wieder getragen wurde, war es ein anstrengender Tag für mich. Bald fahren wir zurück nach Bayern. Mein Frauchen und mein Herrchen haben sich neulich unterhalten über Ägypten. Sie wollen demnächst dorthin fliegen. Welche Krankheit werde ich diesmal vortäuschen? Oder doch nicht?

Schaumblasen knistern

Erscheinungsjahr: 2019
Seitenzahl: 58
ISBN: 978-3-7485-0611-9
Verlag: epubli GmbH, Berlin

Das fest gebundene Büchlein enthält 82 Haiku auf 58 Seiten, die in den Jahren 2017 und 2018 entstanden. Es ist illustriert mit 12 Vignetten von Grazyna Werner. Zu lesen sind Haiku im freien Stil.

Leseprobe

Nachtigallenschlag
der Schneider näht
ein Hochzeitskleid

Abend zu zweit
Schaumblasen knistern
im Badewasser

nach dem Sturm
auf dem Laub duftet
die Stille

Glück ist sinnlich

Erscheinungsjahr: 2019
Seitenzahl: 58
ISBN: 978-3-7485-0611-9
Verlag: epubli GmbH, Berlin

Ich habe in den Haiku einige Momente, die in meinem Urlaub an der Mecklenburgischen Seenplatte passiert sind, auf eine für mich besondere Art gesehen, erlebt, gefühlt und aufgeschrieben. Sie sollen dem Leser ermöglichen meine Empfindungen und Erfahrungen mit eigenen zu füllen. Ich habe die Haiku in der freien Form geschrieben. Vor den Haiku stehen je ein Haibun, ein Prosatext mit einem Haiku, ebenfalls eine Dichtform nach japanischem Vorbild.

Leseprobe

nach dem Badetag
auf der Wäscheleine
duftet der See

Rasen mähen
der Motor summt
mit den Mücken

Einsichten – Lyrik

Erscheinungsjahr: 2018
Seitenzahl: 115
ISBN: 978-3-746749-16-7
Verlag: epubli GmbH, Berlin

In dem Buch sind einige Gedichte aus den Jahren 1995 bis 2018 zu lesen. Die Jahreszeiten – Frühling, Sommer, Herbst, Winter – werden in Bildern beschrieben, mit einem Bezug auf mein Ich, eine „Wechselvolle Zeit“. „Du bist da!“ heißt der zweite Teil des Buches. Die Liebe findet in den Zeilen einen sprachlichen Raum. „Gefunden hab ich Dich, mein Eiland“, erzählt im letzten Teil vom Leid, der Sehnsucht, dem Hoffen und der Stärke, die mir das Leben gegeben hat.

Leseprobe

Musik tönt
Triolett

Musik tönt aus der Sommerwiese,
Bienen summen, Grillen zirpen in die Zeit
mit allen Sinnen ich genieße
Musik tönt aus der Sommerwiese
doch schon fällt erstes Laub und ich beschließe
den Klang in mir zu wahren bis in des Winters Dunkelheit
noch tönt Musik aus der Sommerwiese
Bienen summen, Grillen zirpen in die Zeit

Hochhausgeflüster

Erscheinungsjahr: 2018
Seitenzahl: 149
ISBN: 978-3-746752-25-9
Verlag: epubli GmbH, Berlin

Ein Haus, klein oder groß, ob eine oder mehr als zehn Familien darin wohnen, kann noch so schön, sauber, von bester Lage, vom Mietpreis her akzeptabel sein, es lebt erst mit den Menschen. Mit den Menschen, die Räume dekorieren, Zimmer mit Möbeln einrichten, inmitten der Wände ihr Leben gestalten. Freude, Glück und Unglück, Sorgen und Zufriedenheit, Liebe, Freundschaft, Hoffnung, aber auch Angst und Traurigkeit, Stärken und Schwächen ziehen mit ein.

In einem Hochhaus leben viele Menschen. Man grüßt, doch nicht alle kennen sich mit dem Namen. Jede Wohnung, in der ein Mann oder eine Frau, eine Familie mit oder ohne Kind, mit Katze, Hund oder Vogel lebt, birgt eine Geschichte.

Da wohnt die Frau, die gerade ihren Mann verloren hat, die, die beim Friseur der Liebe begegnet und jene, die hoch oben im Haus ihre ersten Haiku schreibt. Mittendrin der Mann, der ohne Arbeit leben muss und die Familie, die einem kleinen Vogel das Leben rettet. Da trifft im Treppenhaus die junge Frau mit der Hündin Taja die Oma, die ihren ersten Kuss noch nicht vergessen hat, das ältere Ehepaar, das ein Surren im Bad in Angst und Schrecken versetzt und die beiden Jugendlichen, die ein Baby auf dem Hochhausdach finden. Ein Hochhaus flüstert Geschichten, wie sie das Leben mit all seinen Facetten schreibt. Geschichten, die berühren, nachdenklich stimmen, in Staunen versetzen und manchmal auch ein Lächeln entstehen lassen.

Leseprobe

Taja

Warum knurrt ihr Dobermann und läuft aufgeregt im Schlafzimmer hin und her? Was ist nur los? Heute ist doch Sonntag. Ausschlaftag. Josi schaut kurz auf die Uhr. Um sieben! Sie stöhnt. Um diese Zeit ist es im Hochhaus sonst ganz still. Es klingelt oder hat sie das nur geträumt? Wie eine Sirene hört sich der Klang jetzt an, dröhnend, ohne Pause. Josi schaut auf ihre Hündin, die laut bellend an der Schlafzimmertür steht. „Aus“, das eine Wort genügt und Taja schweigt. Ihr Freund?, klopft da ihr Freund? Befindet er sich in Gefahr? Nein, er ist auf Dienstreise. Ist er etwa schon zurück und hat den Wohnungsschlüssel vergessen? Nun schlagen Fäuste gegen die Tür. Eine Stimme ruft: „Aufmachen, sofort aufmachen“. Die Stimme gehört nicht zu Robin. Eine zweite mischt sich in das Geschrei. Langsam steigt die junge Frau aus dem Bett. Sie beginnt zu zittern. Doch sie ist nicht allein. Ihr Vierbeiner Taja steht neben ihr. Auf sie kann sich Josi verlassen. Seit zwei Jahren trainiert sie mit ihr auf dem Hundeplatz der Polizei. Zwei Mal schon erhielt Taja eine Auszeichnung für ihre Leistungen. Sie gibt der jungen Hündin ein Zeichen. Die hört auf zu knurren und legt sich neben die Schlafzimmertür. Doch ihr Schwanz wedelt noch aufgeregt hin und her. Sie spürt die Gefahr. Josi tappst langsam zur Tür. Ihr Nachthemd ist kurz und durchsichtig. Zeit zum Ankleiden bleibt nicht. Als sie vor der Wohnungstür steht, krachen wieder Faustschläge gegen das Holz. Langsam öffnet sie die Tür. Mit einem Ruck von außen wird sie weit aufgeschlagen. Josi schaut in den Lauf einer Pistole, sieht eine Männerhand und schreit. Im selben Moment springt Taja auf den Mann zu, beißt ihn in den Arm. Der beginnt ebenfalls vor Schmerz zu schreien und lässt die Pistole fallen. Der zweite Mann ruft laut: „Halt, Polizei“ und zeigt einen Ausweis. Josi sieht Polizeiuniformen vor sich und gibt ihrer Hündin den Befehl abzulassen. Die gehorcht sofort, knurrt und bellt nur. Blut tropft auf den Fußboden und das Gesicht des Polizisten sieht schneeweiß aus. Der andere Polizist erkennt sofort, dass hier etwas schief gelaufen ist. Nach einer halben Stunde sitzen alle am Tisch im Wohnzimmer von Josi. Taja liegt friedlich auf ihrer Matte, jedoch immer bereit den Befehlen ihres Frauchens zu gehorchen. Ein Irrtum lag vor. Der morgendliche Polizeieinsatz war ein Irrtum. Josi und ihr Freund wohnen erst seit ein paar Tagen in diesem Haus. Der Vormieter hat mit Drogen gehandelt. Er sollte heute gestellt werden. Dass ein Hund gebellt hat, als sie an die Tür schlugen, machte die Polizisten nicht stutzig. Es war bekannt, dass hier ein kleiner Hund anzutreffen ist. Mit einem Dobermann, dazu mit einem gut ausgebildeten, hatte niemand gerechnet. Nachdem die Männer, Kranken- und Polizeiautos verschwunden waren, Josi den Schreck überwunden hatte, geht sie mit ihrer Hündin in die Natur. Taja muss von nun an einen Maulkorb tragen. Das will die Polizei so. Die Tage vergingen und die Prüfung, der sich der Dobermann unterziehen musste, lagen hinter ihnen. Vor Gericht sagte der Polizist, der von Taja gebissen wurde, zugunsten des Hundes aus. Taja wurde von dem Verdacht, eine Gefahr für Menschen zu sein, freigesprochen. Von da an konnte sie wieder ohne Maulkorb mit ihrem Frauchen unterwegs sein.

Unterwegs mit der Kamera

Erscheinungsjahr: 2018
Seitenzahl: 100
ISBN: 978374704494
Verlag: epubli GmbH

Noch nicht sehr lange fotografiere ich, kaufte mir das entsprechende Rüstzeug, beschäftigte mich mit der Theorie des Fotografierens, besuchte einen Lehrgang an der Volkshochschule und machte meine eigenen Aufnahmen. Meine Fotos verwende ich für die Gestaltung von Haiga ( nach japanischem Vorbild), gestalte damit Kalender und veröffentlichte sie in Büchern. Geboren wurde ich in Halle. Ich lebte in dieser Stadt die meiste Zeit meines Lebens. Hier bin ich den Menschen begegnet, die für mein Leben wichtig sind. Mit ihnen gestalte ich den Alltag, feiere Feste, führe Lesungen durch, male, diskutiere, ringe um Gerechtigkeit, streite, freue und erhole mich. Ich interessiere mich für die alte Stadt Halle mit ihrer Geschichte und für die neue mit ihren Besonderheiten und Schönheiten. All das sind Dinge, Tätigkeiten, die ich in meine Bilder und Texte einbringe. Ich fühle mich mit den Menschen, der Natur und meiner Stadt verbunden. Als Bürgerreporterin will ich für sie da sein, möchte mit wenigen Worten und Fotos den Menschen das zeigen, was manchmal in der Hektik des Alltages unbemerkt bleibt. Der Inhalt der Texte liegt in der Vergangenheit. Vergangen aber nicht vergessen. Er soll erinnern an die schönen Momente des Lebens.

Leseprobe

Ginko – Spaziergang

Unternimmt man einen Spaziergang, um danach die Eindrücke als Inspiration für das Schreiben eines Haiku zu verwenden, so nennt man das Ginko – Spaziergang.

Am Dienstag, den 2.März spazierten wir mit Neugier durch einen Teil der Silberhöhe.

Wir, das waren die Leiterin des Familienzentrums Schöpfkelle, die auch die Führung übernahm, das waren ein Vorstandsmitglied der Deutschen Haikugesellschaft e.V. aus Viersen/Niederrhein und die, die sich für das Schreiben von Haiku interessierten.

Auch wenn die Natur noch nicht ihr grünes Kleid anhatte, waren es interessante Informationen und Impressionen, die wir mitnahmen.

Ich schrieb folgendes Haiku:

  Kahle Bäume
  im Geäst zwitschert schon
  der Frühling

Der Haikuworkshop, der danach begann, war auch für mich alten Haikuhasen sehr interessant. TV Halle filmte und interviewte. Und das alles mit einem Blumengesteck auf dem Tisch und bei Kaffee und Kuchen.

Landluft

Erscheinungsjahr:2017
Seitenzahl: 59
ISBN: 978-3-946219-19-4
Verlag: dorise-Verlag

Das Buch lässt sie teilhaben an einigen Erlebnissen aus den Jahren 2012 bis 2016 an der Mecklenburger Seenplatte. Dabei beschränke ich mich örtlich auf einen begrenzten Raum, auf ganz persönliche Begebenheiten und Gedanken. Der Kranichhof ist der Ausgangspunkt für all meine Aktivitäten. Ich lade sie u.a. ein zu einem Bummel durch die Stadt Neustrelitz, einen Badetag am Großen Weißen See, einer Dampferfahrt ins Seerosenparadies, führe sie in das Reich von Berberaffen, Hirschen, Wisenten und Bären. Ich lade zu einem Bummel über den Trödelmarkt ein und wenn sie Lust haben, können sie von einer Dal Suppe kosten.

Leseprobe

Inselgeschichte

Ein heißer Tag im August. Die Sonne steht im Zenit. Um mich zu schützen, trage ich Hut. Wir sind mit dem Auto in Mirow, einem Ort von nur 4000 Einwohnern inmitten der Mecklenburger Kleinseenplatte, angekommen. Nur wenige Menschen sind unterwegs. Meist Urlauber. Zu Fuß laufen wir zur Schlossinsel. Zunächst durch das historische Torhaus zum Park. Gepflegte Grünanlagen mit den verschiedensten bunten Blumen erfreuen uns. Es grünt so grün, ein Lied aus dem Musical My fair Lady lässt mich aufhorchen. Ich mag dieses Musical. Auf einer Bühne zwischen dem Barockschloss und dem Kavaliershaus proben Schauspieler für ihren Auftritt am kommenden Wochenende. Im Kavaliershaus, auch Drei- Königinnenpalais genannt, ist es kühl. An der Information kaufe ich Karten für die Ausstellung, die sich in der ersten Etage befindet. Das Leben der drei Königinnen aus dem Herzoghaus Mecklenburg – Strelitz war interessant und nicht immer für jede der Drei glücklich. Zufrieden und von ihrem Volk geliebt jedoch war die Königin Sophie Charlotte, die in Mirow geboren wurde. König Georg III. von Großbritanien verliebte sich erst in die Rhetorik ihrer Briefe, dann in sie als Frau und Mensch. Sie führten am englischen Hof eine unspektakuläre Ehe: es gab keine Affären, keine Skandale. Fünfzehn Kindern schenkte sie das Leben. Ihre beiden Nichten, die Prinzessinnen Louise und Frederike wurden ebenfalls Königinnen. Drei Büsten zeigen das Abbild der Damen; sehr hübsche Frauen, das ist zu erkennen. Mir gefallen die Augen, die Nase und Lippen der Königin Charlotte besonders. Wir verlassen das Haus und gehen weiter über eine kunstvoll verzierte gusseiserne Brücke zur Liebesinsel. Hier ist es angenehm. Alte Bäume mit dichtem Blattwerk spenden Schatten. Der Blick fällt auf den See. Märchenhaft! Wir setzten uns auf eine der zwei steinernen Bänke, sehen nun das Grabmal inmitten der Insel. Eingemeißelt ist der Name von Adolf Friedrich dem VI. Man spekuliert, dass er sich aus unerfüllter Liebe das Leben nahm. Der Großherzog soll sich mit seinem Hund zu einem Abendspaziergang begeben haben. Als er nach Einbruch der Dunkelheit nicht heimkehrte, suchte man nach ihm, fand aber nur seine Mütze und seinen Hund am Kammerkanal. Einen Tag später wurde seine Leiche im Kanal mit einer Schussverletzung gefunden. Die königliche Familie ließ ihn nicht in der Fürstengruft, die sich auf der Schlossinsel in der Johanniterkirche befindet, begraben. Seine Liebe aber ist in dem Monument verewigt. Eine gebrochene Säule, um die sich eine Schlange windet, symbolisiert sein kurzes Leben. Ich greife nach der Hand meines Mannes.

      unterm Blätterdach
      ein Sonnenstrahl berührt
      dein Lächeln

Mondlicht zündet die Stimmung an

Erscheinungsjahr: 2016
Seitenzahl: 76
ISBN: 978-3-7418-1885-1
Verlag: epubli GmbH

Im Buch sind auf 67 Seiten Haiku, Tanka und Haibun zu lesen, die die breite Palette des Lebens zum Inhalt haben. Die Gartenarbeit, der Blick in den Spiegel, Dauerregen, die Silvesterparty, das Lächeln eines Kellners sind zum Beispiel Themen der Haiku. Diese kurzen Texte sind vorwiegend in der Freistilform geschrieben. Mit wenigen Worten wird das Besondere eines Augenblicks, eines Moments benannt, der schon viele Male stattgefunden haben kann jedoch zum Zeitpunkt des Betrachtens besonders wahrgenommen wird. Über ein Klavierkonzert, einen Sommer am See berichten unter anderem die Tankas und über Zeitzeugen oder Wunden die Haibun. Ein Haibun ist ein kurzer Prosatext, der hier mit einem Haiku verbunden ist. Es sind alles Dichtformen, die ihren Ursprung in Japan haben. 10 bunte Haiga illustrieren das Buch. Sie sind entstanden aus einem Haiku, einem Foto oder einer Bleistiftzeichnung.

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Zeitzeugen

Wir sind auf dem Weg zu den „Weißen Häusern“, erbaut von der braunen Macht im Rausch der Unbesiegbarkeit. Der Weg führt durch den Wald inmitten von Mecklenburg. Es duftet nach frischem Holz. Schilder am Wegesrand warnen: Munitionsbelastetes Gebiet – Betreten verboten. Nach einigen Kilometern türmen sich vier graue Betonklötze von unterschiedlicher Höhe vor uns auf. An ihnen erprobte die Wehrmacht die Qualität der Baustoffe unter dem Abwurf verschiedener Bombenarten und suchte nach geeigneten baulichen Gegenmaßnahmen. Die Natur und die Zeit haben den Bauten das Grauen genommen. Hoch oben wachsen auf den Dächern Bäume in den Himmel.

      Motorengeräusch
      ein Waldarbeiter zersägt
      die Vergangenheit

Fotohaiku Haiku

Erscheinungsjahr: 2011
Seitenzahl: 24
ISBN: 978-3-7418-1885-1
Verlag: dorise Verlag

Auf 24 Seiten können Haiku gelesen und Fotohaiku betrachtet werden. „Die Haiku sind in einer auf das Notwendigste beschränkten Sprache, ein vom Gefühlserleben her geprägten eigenem Stil – dennoch präzise und immer konkret – kurzum, ein Lese- und Betrachtungsvergnügen direkt zum Mitnehmen in der Tasche.“ Zitat von Klaus – Dieter Wirth

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  flussabwärts
  in unser Schweigen
  schlagen die Ruder

  weitab vom Lärm.
  so rot die Blume
  in meinem Garten

Ich könnte doch glücklich sein

Erscheinungsjahr: 2015
Seitenzahl: 108
ISBN: 978-3-942401-90-6
Verlag: doriseVerlag

Vor vielen Jahren erkrankte ich an einer Wochenbettpsychose. Bis ich wieder das Leben mit Freude genießen und mit Familie und Freunden Glück erleben konnte, verging viel Zeit. Mich interessierte, wie es anderen Frauen erging, die vor oder nach der Geburt eines Kindes psychisch erkrankten. Was erlebten, dachten, fühlten sie? Nicht aus der Sicht eines Helfenden, des Psychiaters, des Psychotherapeuten oder des Psychologen, sondern aus der Sicht der betroffenen Mütter wollte ich diese Fragen beantwortet haben. Von tausend Frauen, die ein Baby zur Welt bringen, bekommt durchschnittlich eine Frau eine Wochenbettpsychose, weitaus mehr erleiden eine Wochenbettdepression. Ich begegnete ihnen an den verschiedensten Orten: in Patientenclubs, Seminaren, Projekten, Begegnungsstätten oder ganz privat. Doch nicht alle Frauen waren bereit, über das Erlebte zu sprechen, und manchmal waren auch die Partner dagegen. Für viele Menschen sind psychische Erkrankungen noch immer ein Tabuthema.

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Nancy

25 Jahre jung, Studentin, Mutter einer wunderschönen Prinzessin, wie sie ihre einjährige Tochter bezeichnet. Die Geburt fand im Wasser statt.

Die Schwangerschaft verlief komplikationslos. Die ganze Zeit über ging es mir gut. Ich habe mich riesig auf die Kleine gefreut, wusste, es wird ein Mädchen. Zuhause bereitete ich alles vor. Putzte und schmückte das Zimmer, suchte einen schönen Namen aus. Die Entbindung fand im Geburtshaus meiner Hebamme statt. Alles verlief komplikationslos. In einer großen, runden Badewanne mit warmen Wasser habe ich aus eigener Kraft meinem Baby das Leben geschenkt, ohne Schmerzmittel, ohne Wehentropf. Die Hebamme hockte auf dem Wannenrand, und ich vertraute ihr. Mein Mann, der neben der Wanne saß, hat mir zwischen den Wehen Getränke gereicht und die Stirn gekühlt. Als die Kleine meinen Körper verließ, schwamm sie für einen kurzen Moment im Wasser. Mit ihrem Unterarm hob die Hebamme mein Baby aus dem Nass und legte es mir in die Arme. Es war ein wundervoller Moment, als ich die Kleine hochnahm, sie das erste Mal außerhalb meines Körpers spürte. Auch die ersten Tage nach der Geburt waren schön. Ich hatte viel Kraft und kümmerte mich gern um die Kleine. Aber schon da begann meine Schlaflosigkeit. Plötzlich ekelte ich mich vor scharfen Gerüchen. Fünf Tage nach der Geburt, meine Großeltern waren gerade zu Besuch, erlebte ich einen Zustand von Euphorie, ein Hochgefühl. Ich fühlte mich überdreht, als hätte ich Drogen konsumiert. Meine Hände zitterten, meine Füße waren eiskalt. Nun konnte ich gar nicht mehr schlafen. Ich fühlte mich überglücklich, war innerlich unruhig, aufgeregt und wusste nicht, wie ich meine Gefühle regulieren sollte. Dann hatte ich Streit mit meinem Partner. Er konnte nicht verstehen, was da mit mir los war. Ich verstand es ja selbst nicht. Wir stritten und redeten die ganze Nacht lang. Wieder bekam ich keinen Schlaf. Ich ärgerte mich, weil er ein paar sehr verletzende Dinge zu mir sagte. Am Morgen hatte ich einen Nervenzusammenbruch. Ich schrie und schrie. Meine Hebamme schickte mich daraufhin zur Mutter-Kind-Tagesklinik. Ich schilderte der Psychologin meine Wahrnehmungen, sie vermutete hinter dem ganzen eine Wochenbettdepression. Ich misstraute dieser Diagnose. Mir ging es doch gut. Ich liebte mein Kind, hatte nur keinen Schlaf. Auf dem Weg dorthin kam mir die Welt seltsam vor. Ich nahm alles anders wahr. Ich roch Gerüche und fühlte Dinge, die für die anderen gar nicht da waren. In der Klinik kam es mir so vor, als würden mich alle anstarren, wie einen Zombie. Meine Kleine schrie. Ihre Schreie hörte ich sehr laut, schallend und gellend. Ich begann zu weinen, wollte nur nach Hause mein brüllendes Baby stillen und endlich schlafen. Drei Tage später am frühen Morgen brachte mir meine Mutter mein Baby zum Stillen. Ich sah es tot vor mir liegen. Dass dies eine Halluzination war, es ganz normal schlief, erkannte ich nicht. Ich dachte, ich hätte meine Kleine umgebracht. Nicht aktiv, sondern passiv. Wir, meine Familie und ich hätten sie durch den ganzen Stress so schlecht behandelt, dass sie selbst entschieden hätte, wieder zu gehen. Ich fing wie wahnsinnig an zu schreien. Mit Hände auflegen und Stillen habe ich versucht, sie zurück ins Leben zu holen. Ich dachte, das sei eine Prüfung durch Gott. Ich musste jetzt zeigen, dass ich für das Leben meines Kindes kämpfen konnte. Es sah so tot aus, so bleich, mit schwarzen Fingernägeln. Dann bildete ich mir ein, dass es verhungert wäre, weil aus meinen Brüsten nur Wasser käme. Ich hatte ja die ganzen letzten Tage auf Grund des Ekels kaum etwas gegessen. Ich schrie nach Milch und Honig, weil ich glaubte, das bilde die Milch neu. Dann wollte ich mit ihr in die Badewanne, wie bei der Geburt. Ich dachte so warmes Wasser wirkt vielleicht belebend. Ich legte die Kleine in die Arme meiner Mutter, rannte ins Bad, um Wasser einzulassen. Meine Mutter gab sie nicht wieder her. Wahrscheinlich dachte sie, ich wolle die Kleine jetzt in der Badewanne ertränken. Mein Vater hatte schon den Notarzt gerufen und plötzlich standen Rettungssanitäter vor mir…..

Quelle der Kraft – Unterwegs – zu Hause und in der Fremde

Erscheinungsjahr: 2016
Seitenzahl: 84
ISBN: 978-3-7375-8947-5
Verlag: epubli GmbH

Das Buch führt unter anderem nach Mallorca,Teneriffa, Dänemark, die Insel Kos, nach Zypern aber auch in Städtchen und Orte innerhalb von Deutschland. Mit der Leichtigkeit, der Sorglosigkeit, die einen Erholungsurlaub ausmachen, werden persönliche Erlebnisse beschrieben. Eine Fahrradtour an einen kleinen See, die Rast auf der Sommerwiese mit dem Blick in die Weite des Himmels gehören genauso zu den glücklichen Momenten wie die Wanderung durch den Winterwald oder die Fahrt mit einem Boot durch Amsterdam. Die Texte sind in der Form eines Haibun geschrieben, einem japanischen Schreibvorbild. Zwischen den einzelnen Texten stehen Haiku, die die ganze Palette des menschlichen Lebens zum Inhalt haben – den blühende Hibiskus, das Lesen am Bahnsteig, das Kartenspiel bei Dauerregen oder die Vorfreude beim Plätzchenbacken. Zwanzig bunte Fotos geben Einblick in die jeweilige Situation der Geschichten.

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Geisterstadt

Von einem einfachen Holzturm aus sehe ich auf leere Straßen, Wege und Plätze, in tiefe Verlassenheit. Ohne Leben sind die Hotelketten entlang der Strände, dem Schicksal überlassen die weißen Häuser, die in den Horizont ragen und es ist, als ob letzte Schreie und Seufzer der Menschen noch immer zum Himmel schweben.

      Möwen kreischen-
      in den Winkeln der Gassen
      Grabesstille

Die Menschen haben ihre Stadt Varosha, südlicher Teil Famagustas, verlassen. Nur ihre Seelen tanzen mit dem Wind. Einst blühte die Hafenstadt, lebte der Wohlstand, handelten hier reiche Kaufleute. Glückliche Menschen tummelten sich an breiten Stränden, Touristen kamen, um sich zu erholen. Einst. Durch das Fernglas beobachte ich, wie eine Zeitungsseite über eine schmale Straße schwebt. Soldaten werden sie zerknüllen und in den Müllsack werfen. Ein einziges Mal im Jahr lebt der Ort auf Zypern. Dann kommen die Uniformierten und reinigen die Geisterstadt.

      Modergeruch-
      eine rosa Schleife
      im Abfallkübel